FamilyCare@LMU
12.05.2025
Interview mit Prof. Dr. Francesca Biagini, Vizepräsidentin für Internationales und Diversity, zur Diversity-Initiative 2025: FamilyCare@LMU
12.05.2025
Interview mit Prof. Dr. Francesca Biagini, Vizepräsidentin für Internationales und Diversity, zur Diversity-Initiative 2025: FamilyCare@LMU
© LMU
Frau Professorin Biagini, unter dem Titel FamilyCare@LMU startet die LMU im Sommersemester 2025 ihre neue Diversity-Initiative. Was steckt hinter diesem Titel?
Francesca Biagini: Die diesjährige Initiative FamilyCare@LMU knüpft nahtlos an unser bisheriges Engagement an, ein inklusives und vielfältiges Miteinander an der LMU zu leben. Ganz konkret wollen wir aufzeigen, dass Familienverantwortung ein Thema ist, das jede und jeden von uns betrifft – unabhängig vom Alter, vom Lebensmodell oder von der Rolle innerhalb der Universität. Es geht dabei nicht nur um klassische Familienkonstellationen, sondern auch um die Vielfalt an Sorgeverantwortung, die unsere LMU-Mitglieder übernehmen – zum Beispiel für Kinder, für ältere Familienangehörige oder in manchen Fällen auch für Kolleginnen und Kollegen, die Hilfe benötigen. Ziel der Initiative ist es, diese Herausforderungen sichtbar zu machen und Unterstützungsangebote auszubauen. Gleichzeitig möchten wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass familiäre Verantwortung kein individueller Balanceakt bleiben darf, sondern als strukturelles Thema gedacht werden muss.
Welche gesellschaftlichen Entwicklungen sind Anlass für die Initiative?
Francesca Biagini: Die Anforderungen an Familien haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Wir beobachten einen tiefgreifenden Wandel – sei es demografisch, durch politische und ökologische Krisen oder durch neue Formen des Zusammenlebens. Auch die Digitalisierung, insbesondere durch Social Media, wirkt sich auf familiäre Strukturen und Kommunikationsformen aus. Es gibt viele unterschiedliche Familienmodelle und sie alle bringen ganz eigene Herausforderungen mit sich. Diese Realität möchten wir an der LMU stärker abbilden und zugleich Resilienz und gegenseitige Unterstützung fördern.
Wir wollen „Work-Life-Balance“ neu denken und dabei verschiedene Perspektiven und Forschungsergebnisse berücksichtigen.Francesca Biagini, Vizepräsidentin für die Bereiche Internationales und Diversity
Wie unterscheidet sich FamilyCare@LMU von früheren Initiativen?
Francesca Biagini: FamilyCare@LMU versteht sich als Weiterentwicklung unserer bisherigen Initiativen WeCare@LMU und Belonging@LMU. Während WeCare das gesundheitliche Wohlbefinden adressiert und Belonging das Gefühl der Zugehörigkeit in den Fokus nimmt, möchten wir mit der diesjährigen Initiative noch konkreter auf familiäre Bedürfnisse eingehen. Wir wollen „Work-Life-Balance“ neu denken und dabei verschiedene Perspektiven und Forschungsergebnisse berücksichtigen.
Worauf dürfen sich die Mitglieder der LMU-Community freuen?
Francesca Biagini: Wir haben einen Veranstaltungskalender zusammengestellt, der Angebote aus der gesamten LMU bündelt – von Fachvorträgen über Workshops bis hin zu Austauschformaten. Besonders freue ich mich auf den Diversity-Abend in der Seidlvilla, bei dem wir gemeinsam mit LMU-Expertinnen und -Experten zum Thema „Familienresilienz: Herausforderungen und Chancen im Kontext von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichem Wandel“ sprechen werden. Auch der pme Familienservice, den Mitarbeitende der LMU bereits kennen dürften und mit dem wir eng kooperieren, wird Veranstaltungen zu ausgewählten Themen für Beschäftigte und Studierende anbieten – etwa zur Pflege von Angehörigen, mentaler Gesundheit oder Vereinbarkeit im Studium. Ziel ist es, Wissen zu vermitteln, den Austausch zu fördern und neue Wege aufzuzeigen.
Resilienz ist in dieser Initiative ein Schlüsselbegriff. Sie meint nicht nur die Fähigkeit Einzelner, Herausforderungen zu bewältigen, sondern auch die Fähigkeit von Organisationen, sich anzupassen, aus Krisen zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen.Francesca Biagini, Vizepräsidentin für die Bereiche Internationales und Diversity
Was möchten Sie mit FamilyCare@LMU langfristig erreichen?
Francesca Biagini: Es geht uns um mehr als punktuelle Maßnahmen. Wir möchten einen nachhaltigen Kulturwandel anstoßen – hin zu einer Universität, die familiäre Verantwortung anerkennt und aktiv mitdenkt. Das bedeutet zum Beispiel, Betreuungszeiten und Pflegeverpflichtungen auch in Zeitstrukturen stärker zu berücksichtigen. Es bedeutet auch, neue Formen der Zusammenarbeit zu fördern, die Flexibilität und gegenseitige Unterstützung ermöglichen.
Ein letzter Blick nach vorn: Welche Rolle spielt Resilienz – nicht nur individuell, sondern auch institutionell?
Francesca Biagini: Resilienz ist in dieser Initiative ein Schlüsselbegriff. Sie meint nicht nur die Fähigkeit Einzelner, Herausforderungen zu bewältigen, sondern auch die Fähigkeit von Organisationen, sich anzupassen, aus Krisen zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen. Gerade eine Universität wie die LMU braucht Strukturen, die es ermöglichen, mit Wandel produktiv umzugehen – sei es auf gesellschaftlicher, technologischer oder persönlicher Ebene. FamilyCare@LMU soll dazu beitragen, diese Resilienz gemeinsam zu stärken – durch Sichtbarkeit, durch Dialog, durch konkrete Unterstützung.
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© LMU/Florian Generotzky
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© Benjamin Asher / LMU
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